Die Entstehungsgeschichten, die letztendlich zu den Erpressungen führen, stellen sich sehr differenziert dar. Alle Erpressungen haben allerdings denselben Charakter, die unter der Bezeichnung “Sextortion”, einer Verknüpfung der englischen Worte Sex und Extortion (Erpressung) zusammengefasst werden.
Die derzeit gängigste Version ist derzeit folgende: Die bislang unbekannten Täter verschicken E-Mails und teilen den Empfängern mit, deren Computer gehackt und einen Trojaner installiert zu haben. Die Absender behaupten weiter, den Angeschriebenen beim Besuch von Webseiten mit pornografischen Inhalten und damit verbundenen sexuellen Handlungen gefilmt zu haben. Sie drohen damit, die angeblich gefertigten Videos zu veröffentlichen und fordern die Adressaten auf, mehrere hundert Euro an eine angegebene Bitcoin-Adresse zu transferieren, um die Veröffentlichung zu vermeiden. Derartige Erpresser-E-Mails gehen dabei auch bei Empfängern ein, deren Computer gar nicht über eine eingebaute Kamera verfügt.
Bisher liegen keine Hinweise vor, dass die Computer der Empfänger tatsächlich gehackt wurden oder dass die von den Tätern genannten Videos tatsächlich existieren.
In Mannheim, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis wurden seit Anfang April 2018 mittlerweile 115 Fälle bei der Polizei angezeigt. Bei all diesen Fällen handelt es sich ausschließlich um versuchte Erpressungen. Zu einer Geldzahlung war es nicht gekommen.Die Ermittler gehen davon aus, dass in diesem Deliktsfeld eine hohe Dunkelziffer existiert. Die tatsächliche Anzahl der Erpressungsform “Sextortion” lässt sich deshalb nur erahnen. Sie dürfte jedoch mindestens in die Zehntausende gehen.
Dieses Phänomen ist nicht nur in der hiesigen Region verbreitet, sondern deutschlandweit bekannt. Ob die Täter in diesen, der Polizei unbekannten Erpressungsfällen erfolgreich waren, lässt sich derzeit
nicht abschätzen. Das Phänomen “Sextortion” betrifft Männer und Frauen, wobei die meisten Opfer männlich sind. Nach den bisherigen Erkenntnissen sind die Täter bandenmäßig organisiert und agieren vom Ausland, insbesondere von Osteuropa aus.
Um sich besser zu schützen, rät die Polizei allen Empfängern solcher oder ähnlicher erpresserischer E-Mails:
- Antworten Sie nicht auf derartige E-Mails. · Überweisen Sie kein Geld an die Absender. · Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
- Virenschutzsysteme auf dem Smartphone, Laptop, Tablet oder Computer sollten immer auf dem aktuellen Stand sein.
Anzeigen werden bei jeder örtlich zuständigen Polizeidienststelle entgegen genommen. Umfangreiche Informationen und Tipps zur Kriminalitätsvorbeugung sind auch auf der Internetseite www.polizei-beratung.de abrufbar.